Die Kunst, Recht zu behalten (alle)

Devino M., Mittwoch, 24.04.2024, 23:05 (vor 10 Tagen) @ Devino M.

Arthur Schopenhauer - Die Kunst, Recht zu behalten

Kunstgriff 1:
Die Erweiterung. Die Behauptung des Gegners über ihre natürliche Grenze hinausführen, sie möglichst allgemein deuten, in möglichst weitem Sinne nehmen und sie übertreiben...

Kunstgriff 2:
Die Homonymie benutzen, um die aufgestellte Behauptung auch auf das auszudehnen, was außer dem gleichen Wort wenig oder nichts mit der in der Rede stehenden Sache gemein hat, dies dann lukulent wiederlegen, und so sich das Ansehn geben, als habe man die Behauptung widerlegt.

Kunstgriff 3:
Die Behauptung, welche beziehungsweise, relative aufgestellt ist, nehmen, als sei sie allgemein, absolute aufgestellt, oder wenigstens sie in einer ganz anderen Beziehung auffassen, und dann sie in diesem Sinn widerlegen.

Letzter Kunstgriff:
Wenn man merkt, dass der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob. Das Persönlichwerden besteht darin, dass man von dem Gegenstand des Streites abgeht auf den Streitenden und seine Person irgendwie angreift...
Beim Persönlich werden verlässt man den Gegenstand ganz und richtet seinen Angriff auf die Person des Gegners.

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Schließlich bleibt das Letztgesagte mehr im Sinn, als das, worum es anfangs der Sache oft noch ging. Und die Aufmerksamkeitsspanne ist ohnehin meist beschränkt, gerade wenn die Neigung ausgeprägt ist, sich mehr dem Konsum und der Ablenkung stark zugewandt zu sein. Und wenn man heute die politische Bühne betrachtet, so kann man sagen, sind die 37 Kunstgriffe (wobei sie sich im Kern teils wiederholen) nach Arthur Schopenhauer wohl bereits ausgespielt und ausgereizt worden, daher spielt wohl das Beleidigen und das persönliche angehen und diffamieren inzwischen eine immer größere Rolle. Denn immer mehr fällt auf, wie wenig der Inhalt noch zum Gegenstand einer Betrachtung wird und es nur noch um die Person oder um den Stumpfsinn einer Art von Gutmenschlichkeit geht, in der man sich polarisiert sehen möchte.

Tatsächlich schadet es wohl nicht, sich mit Arthur Schopenauers "Die Kunst, Recht zu behalten" etwas auseinandergesetzt zu haben, um weniger anfällig dafür zu sein, auf fast alberne Weise an der Nase herumgeführt zu werden. Wie es das heutige öffentliche Polit- und Fernseh-Kabarett zur Schau stellen. Während die Kabarett-Sendungen sich meist mehr noch mit den tatsächlichen Themen des Lebens befassen. Man kann es unschwer anders deuten, als in der Weise, dass eine Art psychologische Kriegsführung betrieben wird. Während der Durchschnittsmensch nicht recht weiß, wie er sich dagegen erwehren soll, bzw. überhaupt es als solches zu erkennen, ohne sich darin zu verfangen. Wobei sich die benannte Lektüre dafür anbietet, weniger anfällig zu sein und diese Mechanismen entsprechend eher zu erkennen.

Es kann daher kaum darum gehen, sich unmittelbar dagegen zu wehren, da es auch schon dann nicht mehr verfänglich ist, wenn den Zustand als das Spiel erkennt, welches es an sich selbst abgibt. Denn sobald man auf den Inhalt eingeht, statt die Beleidigung des Intellekts an sich zu erkennen, wird man bereits zu einem Teil des Spiels und Anteilnehmer. Und letztlich kann es also nur darum gehen, die innere Schwingung soweit anzuheben, dass man sich darin nicht mehr verfängt. Innerlich nicht mehr Teil des Spiels zu sein, wodurch man seine Energie nicht mehr hinzugibt. Dazu ist es auch eine Feuerprobe, kann man sagen. Nämlich innerlich den Intelligenzaspekt (Manas) zu läutern.

Einmal für den Einzelnen, einmal ist es die Herausforderung der Menschheit und des Kollektivs, so lange in einer gewissen Weise befeuert zu werden, dass man gesättigt daraus hervorgeht und es aufgibt, den gewissen Dingen die Aufmerksamkeit und Energie zu geben. Damit man sich weder selbst in einer Hinsicht zu wichtig nimmt, noch die gewissen Dinge als für wichtig ansieht, die sich innerhalb einer relativen und bedingten Natur abspielen und nicht von großer Bedeutung aus geistige Hinsicht sind. Denn die Spielgeber auf der politischen Bühne, haben auch nur gewisse Kunstgriffe auf ihrer Seite und eine scheinbare Erkenntnis, die sie über die Vorgänge hinaushebt, weil sie selbst an das Spiel nicht gebunden sind oder daran nicht glauben und sich für besser, schlauer, reicher, mächtiger halten usw. Weil sie eine gewisse Kenntnis haben, die besagt, dass dies und jenes nicht wahr ist.

Natürlich wird manche Agenda ausgespielt. Und es gibt die Böswilligen, die Dummen, und die Mitläufer oder entsprechende Oppositionskräfte. Gemeinsam ist allen, dass man um eine gewisse Machtstellung ringt, um Anerkennung, doch der Gegenstand der Betrachtung wird in die äußere Welt verlegt und der Spielball ist die gemeinsame Energie, welche auf einen Fokus, einen Ball gelenkt wird, der sich in einem Spielfeld befindet. Fakt ist aber, dass es nur so lange funktioniert, wie die gewisse Macht durch Unkenntnis und eine Art verschwommene Tatsachenrangelei, nach Außen verlegt wird. Und so lange dies der Fall ist, findet sich die erforderliche Energie ein, um das Spiel am Laufen zu halten.

Sobald sich alle selbstermächtigen und allen auf ihre Weise Recht geben, ohne daran Anstoß zu nehemen oder zu meinen dadurch Abbruch zu erleiden, ist es vergleichbar damit, über die gewissen Dinge so viel Kenntnis zu haben, dass man in keinen Widerstreit oder Widerspruch diesbezüglich geraten kann. Denn es gibt kein absolutes Recht in einer bedingten Welt und in relativen Verhältnismäßigkeiten. Wenn keinem mehr Energie und Macht zugesprochen wird, als allen anderen, kann keiner mehr über alle entscheiden, als sie selbst über sich entscheiden und sich bereitwillig einem allgemeinen Konsens bereit sind hinzugeben.

Alle haben ein Anrecht auf Leben, aber nicht darüber, über das Leben anderer entscheiden und bestimmen zu können. Ist dies erkannt und anerkannt, und dass keiner bereit ist, über andere bestimmen zu wollen, außer es ist wirklich ein einsichtiges Erfordernis für ein Miteinander, kann es keine Unstimmigkeiten geben, die ein relatives Maß, als absolut halten. Und aller Erkenntnis, die sich im Kollektiv ausbreitet, ist dann für alle annehmbar und ohne Widerspruch, weil es allen in bester Weise zukommt und dient. Letztlich kommt man also nicht umhin, alles als das zu erkennen, was der Allgemeinheit dient. Denn aller Missbrauch ist eine Akzeptanz, innerhalb der kollektiven Natur, dass man nicht zum Wohle aller bereit ist Vorteile in egoistischer Weise anzustreben und bereitwillig zu tolerieren.

Somit ist die Essenz des allgemeinen Spieles dieser Art, die Dissonanz zwischen sich und der höheren Wirklichkeit der Seele zu akzeptieren und hinzunehmen. Hört dieses auf, ist das Spiel der Unfairness anderen Gegenüber aufgrund der tatsächlichen Empathie (anstelle gespielter Gutmenschlichkeit) nicht mehr möglich. Und es wird die Egozentrik aller Art zugunstend des Vorteils für alle, in einer natürlichen Weise aufgegeben. Folglich geht es darum, im Kollektiv mittels Erfahrung zu verinnerlichen, dass das wirklich Wohl aller, allen zukommt, während der persönliche Vorteil Einzelner auf Kosten aller, von allen bezahlt wird.

Da der kleinere persönliche Vorteil, das Wohlergehen des Einzelnen, dadurch erkauft wird, dass dieser im Umfang der Möglichkeiten der Gesamtheit implodierend wirkt und sich lediglich im Rahmen der Beschränktheit und auf Kosten der Implosion der Gesamheit vollzieht. Alternativ könnten die Gesamtumstände aber das Niveau haben, welches weit über dem Vorteil des Einzelnen liegt. In dem man ganz andere Technologien nutzen könnte. Vergleichbar dem, dass ein Kaiser in früheren Zeiten für warmes Wasser, Bedienstete hatte, während es heute jeder einfach auf Knopfdruck, mit den technologischen Möglichkeiten, in seinem eigenen Badezimmer hat. So könnten alle weit größere Vorteile genießen, als der reichste der Reichen in einer mitverursachten Mangelwelt, für sich in Anspruch nimmt.

Denn alle sind im selben Boot. Und somit geht es um den Erkenntnissprozess der von allen gemeinsam entwickelt wird. Allein schon, wenn man annimmt, es geht den reichsten Eugenikern darum, die Menschenmenge zu reduzieren. Doch die Ursache liegt im reichen Eugeniker. Denn der Wohlstand für alle, würde dazu beitragen, dass sich die scheinbar übermäßige Vermehrung in einem natürlichen Maß einpendeln würde. Durch das Entziehen des Wohlstands, sorgt der reiche Eugeniker für die Erkenntnis in sich, dass die Vermehrung zum langfristigen Schaden im gemeinsamen Boot führt. Doch erkennt der Eugeniker in einer veräußerlichten Selbstdarstellung nicht, dass er die Ursache für diese Vermehrung verursacht, in dem er die Unausgewogenheit im gemeinsamen Boot erzeugt, die den Überlebensinstinkt der Gesamtheit in der Weise stimuliert, dass größere Vermehrung entsteht, um das Überleben im Mangeldasein zu sichern.

Wie man es dreht und wendet, es geht um die Einsicht, Empathie und Wahrhaftigkeit, sowohl beim Individuum, als auch beim Kollektiv, um eine (Er-)Lösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt, des Entstehens und Vergehens zu finden. Es gibt keinen Sieg über das Böse zu eringen, sondern darum, die Dummheit und Unwissenheit abzulegen. Der Sinn des Lebens, ist das Leben, nicht der Kampf ums Überleben, aufgrund von Gespenstern, die selbst erschaffen wurden.


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