Krishna: Natur der Täterschaft (alle)
Bhagavad Gita 18:30-32
"Vernunft, die stets das Rechte wählt,
Die weiß, was gut zu seiner Zeit,
Und Bindung und Erlösung kennt,
Das ist Vernunft voll Wesenheit.
Vernunft, der zwischen Gut und Schlecht
Zu scheiden fehlt die Urteilskraft,
Die deshalb in die Irre geht,
Das ist Vernunft voll Leidenschaft.
Vernunft, die alles sieht verkehrt,
Weil sie von Finsternis umhüllt,
Die Falsches für das Richt'ge hält,
Die ist von Dunkelheit erfüllt."
- Krishna -
***
Das erklärt sehr vieles von dem, was in unrechter Weise getan oder unterlassen wird oder dem, was in rechtschaffener Weise getan oder unterlassen wird. Und warum an sich schon nur jeder 3te bestenfalls in die Rechtschaffenheit zu finden vermag. Es kann schon zum verzweifeln sein, wenn z.B. an Bindungen festgehalten wird, aus Saumseligkeit, obwohl auf der anderen Seite keine Urteilskraft z.B. besteht und Schaden rundum kultiviert wird, weil Trägheit und Leidenschaft sich die Hand reichen. Wie viel Gutes Werk damit gehindert oder zunichte gemacht wird an vielen Stellen. Es erklärt, warum sich alles dann so verläuft, wie es sich auf seine Weise gebärdet.
Natürlich haben alle dann vor sich selber im Sinne ihrer Bestrebungen in allem Recht. Vom Standpunkt der Tugend, Leidenschaft oder Trägheit aus gesehen, scheinen genau die Gründe dafür vorzuliegen, um das Bestreben in der einen oder anderen Weise zu forcieren und vielleicht wenig Verständnis für andere Haltungen zu zeigen. Oft empören sich viele über die Dinge, die sie selbst bei sich bietender Gelegenheiten nicht anders machen würden, weil es ebenso in ihrem Naturell vorliegt, was sie außerhalb von sich vermeinen verurteilen zu müssen.
Es erschafft sich so auch jeder seine Wirklichkeit, von der er annimmt, es sei die einzige wahre und jeglicher Fehler liegt bei den anderen allein usw. Und jeder findet dann genug Beweise für sich, um Recht zu behalten aus seiner Perspektive. Doch selten prüft einer ernstlich, ob sein Standpunkt überhaupt von wahrhaftigerer Natur ist. Man wird in vielem seine Bestätigung erhalten, weil man die Dinge ja so auch arrangiert, dass sie der eigenen Ausrichtung entsprechen. Und doch wandelt einer in Finsternis und Trägheit, ein anderer in Leidenschaft zum Schaden an anderen geneigt und ein weiterer in der Tugend, und ebenso gestalten sich die daraus resultierenden Taten.
So auch die erschaffene Realität selbst, von der angenommen sein mag, dass sie die Beste von allen sei, und doch wenn man ernsthaft prüfte, auf welcher Natur sie gründete, dann fände man oft heraus, dass es vielleicht weit bessere Alternativen gibt mit mehr Wesenhaftigkeit dahinter. Nur würde es bedeuten, dass anzunehmen und zu ändern, was man ja selbst nicht in rechtschaffener Weise machte. Diesen Schritt gehen dann nur wenige in ernsthafter Ergebenheit zum eigenen Selbst. Es ist ja viel einfacher, alles Schlechte von sich auf andere zu projizieren und diesen anzukreiden, in der Annahme man würde sich selbst von dem entledigen, was einem das eigene Selbst in allem anderen bloß vor Augen führt, weil es dem eigenen Selbst entspricht und oft entspringt. Ganz unabhängig der äußeren Maya, die ihren Tanz um einen vollführt.
Daher lassen sich auch nur wenige und meist die Tugendhaften etwas sagen, die anderen wollen alles bereits besser wissen und erfahren letztlich nicht mehr als den Beleg ihrer eigenen Täuschung, um dann selbst in der Täuschung zu sagen, dass sie Recht haben, ganz so wie es der eigene Schatten und Schleier gebietet. Letztlich kann nur dem etwas gesagt werden können, wo ein offenes Ohr tatsächlich vorhanden ist. So sehr man vieles auch erkennen und den Unsinn daraus offen zu legen vermag, es würde bei vorherrschender Leidenschaft oder Finsternis, nur umgedreht werden und gegen den Tugendhaften gerichtet werden. Wobei der Tugendhafte meist sich hinreichend selbst belehrt und von Hinweisen mal abgesehen keinerlei Belehrung benötigt.
Schließlich wird man an vieler Stelle einsehen, dass ein jeder eigener Natur folgt und man daran auch nicht viel ändern kann. Mehr dadurch, mit besserem Beispiel einfach voran zu gehen. So dass ein jeder der Augen und Ohren hat, dem Beispiel folgen kann. Allen anderen darf das Recht aus Fehlern zu lernen eingeräumt bleiben und auch ihre Umwege so umfassend gestalten zu dürfen, wie sie es für sich benötigen. Denn was sollte man an der Natur ändern wollen, wie sie nunmal vorliegt und kultiviert wurde? Also folgt Erfahrungsschleife auf Erfahrungsschleife und die Zeitlinien der Erfahrung die gewählt werden, gehören dazu, um die Natur zu kultivieren, selbst wenn diese auseinander gehen.
Der Verblendete folgt seinem Pfad genauso richtig, wie der Rechtschaffene seinem Pfad folgt. Es unterliegt ja der dahinter stehenden Natur. Der Tugendhafte ist auf dem Pfad der Leidenschaft genauso verkehrt, wie der in Finsternis gehüllte den Pfad der Tugendhaftigkeit für Unsinn und seinen Unternehmungen für wenig dienlich ansehen wird. Es ist falsch eine Natur ändern zu wollen die jemand wählt. Es ist seine freie Wahl, so lange einer also nicht anders wählt, muss das Bemühen scheitern, eine Natur ändern zu wollen, die nicht geändert werden kann, weil es dann widernatürlichem Verhalten entspräche. Es liegt schlichtweg in der Wahl der eingeschlagenen Natur. Die Natur hat auf seine Weise recht und kann nicht gedreht werden an sich.
Es ist vieles daher nicht so verkehrt wie man meint. Man kann sich also an vielen Stellen eher zurücklehnen und darauf vertrauen, dass alles den Weg geht, wie es der gewählten Natur entspricht. Und wenn es in verschiedene Zeitlinien auseinander driftet, wird jeder sich letztlich in verschiedener Weise selbst bestätigt sehen, weil ihm die Natur recht geben wird, mit welcher einer sich umhüllt hält. Und man wird sich seine Erklärungen zurecht legen, anhand dessen, wovon man umgeben ist. Es ist im gewissen Sinne beruhigend, dass man überhaupt keinen von etwas überzeugen muss, auch wenn man mehr als deutlich erkennen vermag, wie falsch etwas sein mag. Doch ist der Spielplatz den Gott allen darreicht groß genug und so auch die Wege die sich einschlagen lassen. Es ist nicht verkehrt, einen kürzeren oder längeren Weg zu wählen um Gott besser verstehen zu lernen. Man halte nicht die falschen Begleiter daher fest, sondern orientiere sich an denen, die einen zu mehr Tugendhaftigkeit hingeleiten, statt mit den falschen Begleitern in eine Richtung zu gehen, die man nicht einschlagen möchte, in der Überzeugung, man müsse irgend wen von irgend etwas überzeugen. Wohlwollende Hinweise sollten dem Wohlwollenden z.B. genügen, wie auch dem Verblendeten die Verblendung genügt und alles andere der eigenen Verblendung nicht genüge zu tragen vermag. Und es ist nicht verkehrt, sondern der Natur gemäß angemessen. Wen wollte man also verändern wollen, wenn nicht sich selbst zu mehr Tugendhaftigkeit allein im Zweifelsfalle? Denn es gehört zu verschiedener Natur dazu, Gott zu suchen und erfahren zu wollen, wie er nicht ist, wie es zu anderer Natur gehört, sich Gott soweit als möglich zu nahen.
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