Meister Eckhart: Zeugnis des Willens (alle)
"Dem ruhigen Geist ist alles möglich."
- Meister Eckhart -
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Dem ruhigen und in sich gekehrtem Geist ist alles möglich, vor allem wenn man sich zum eigenen höchsten Selbst wendet und alles andere außen vor lässt, was außen vor sich befindet. Die niedere Triade des Menschen ist zwar im Verhältnis zu anderen Ebenen von sehr relativer Tragweite, dennoch ist nicht alles bedeutungslos. Denn man besteht nicht nur aus seiner höchsten Höhe, der Tiefstand ist von einem ja nicht gelöst und oft die Ursache für die Überblendung des Höheren. Auch heißt es nicht, dass man beliebig mit allen Menschen verfahren kann, nur irgend welche höheren Aspekte allein vor Augen.
Wenn sich die karmischen Waagschalen wenden, dann wird ein jeder eben das ertragen dürfen, was von ihm selbst verursacht ist. Das Gute, wie das Schlechte und alles dazwischen. Das Leid, was einer an irgend einer Stelle verursacht oder erzeugt (und davon ist zunächst das negative Ego und wie man sich darin ergeht, ausgenommen und etwas, was einen selber betrifft), verursacht man eigentlich sich selbst. Und sobald keiner da ist, der für die Erfahrung sich anbietet, kehrt es zum Verursachenden zurück. So lange sich wer als Opfer anbietet, wird dies zunächst Umwege nehmen und der Verursachende kann sich in seiner Täterschaft jeglicher Couleur ausagieren. Nimmt sich das Opfer raus, oder wird es aus dem Spiel genommen, dann wird dieses sich erleichtert erfahren und befreit, während der Täter alles zugestellt bekommt.
Worauf es also ankommt, ist zwar nicht das niedere Ego, aber der Willensausdruck ist entscheidend und auch worauf dieser sich im niedere bezieht. Auf die Absicht kommt es also vor allem an. Es gilt sowohl das Höhere wie auch den eigenen Tiefstand umfassend einzubeziehen, denn sonst macht man vielleicht eine Ausdehnung, aber bewegt sich nicht wirklich von der Stelle im umfassenderen Sinne. Die Ausdehnung meint hier, dass man mehr von Etwas einbezieht und sich so die Erfahrung scheinbar verändert. Daher ist alles ein Zeugnis des Willens und Teil eines Willensausdrucks. Entweder geht der Wille irgendwo überein oder nicht. Das was quasi heilig ist und so behandelt werden sollte, ist der Wille (auch das sogenannte Niedere betreffend).
Kann man überhaupt den Willen manipulieren oder umgehen? Oder ist es mehr nur eine Frage, ob etwas in den Willen gelassen und aufgenommen wird oder nicht? Vom höheren Stand her kann man vermutlich den Willen anderer nicht wirklich missachten, da ein Jeder nur zu dem bereit ist, zu dem einer bereit ist und nur das erfahren kann, was irgend wie in den eigenen Willen integriert ist oder damit interagiert. Allerdings kann man womöglich durch unbedachte Willensäußerungen sich nicht wenig schlechte Erfahrungen bescheren. Der Wille des Einzelnen ist dennoch das erste und letzte Gebot, welches immer irgendwo beachtet werden sollte, bevor man auf das Ego oder irgend etwas anderes eingeht. Alles ist letztlich Willenszeugnis und Erzeugnis zugleich.
Dem ruhigen Geist der sich auf sein Selbst besinnt, dem wird auch der eigene Wille im umfassenderen Sinne eher bewusst. Dadurch kann dieser auch anders gelenkt werden und dadurch auch wird einem erst alles zugänglich und möglich. Alle Verblendung und Illusion ist im gewissen Sinne ein Konflikt im eigenen Willen, da wo der umfassendere Wille nicht mehr so zum Ausdruck kommen kann, wie er natürlich würde. Und doch ist es noch weiterhin der Wille, der etwas beinhaltet, was zu früh eine Biegung macht und nicht mehr das höchste und niederste in Synthese verbindet.
Wie auch Krishna in der Bhagavad Gita lehrt, ist es viel essenzieller seinen eigenen Weg zu gehen, sprich sich selbst treu zu sein, als irgend welcher Kadavergehorsam oder was sonst wie vielsprechend auch scheinen mag, führt es eher in die Irre, dem Weg anderer lediglich zu folgen bzw. genauer genommen, die Tätigkeiten anderer auszuführen, als die eigenen. Denn es entspricht nicht dem eigenen Willen als solches. Daher allen das überlassen, was sie nicht lassen können oder wollen. Es ist nicht das worum es für einen geht und sofern jeder sich auf sich selbst besinnt, gibt es keine äußere Welt mehr, die von Bedeutung wäre oder es ist vielmehr das da, was mittels Willensausübung zum tragen kommt.
Die Geistesgesinnten Menschen erschaffen die neue Welt in einer höheren Schwingungsebene, da diese zuerst dort sind und zuerst die Grundlage bilden und rein von außen her (mit rein materialistischer Weltbetrachtung) kommt man da nicht rein. Auch diverse auswärtigen Freunde und Helfer, sind nicht irgendwo da draußen (wie das 3.Dimensionale Weltbild meint), sondern zuerst im inneren und hat man die passende Schwingung, dann mag etwas mehr oder weniger in Erscheinung treten oder nur auf höherer Schwingungsebene fassbar werden und gar nicht in Erscheinung treten. Die Frage ist wohl auch, wofür man alles in seinem Willen einen Raum einräumt und anbietet, da nur das irgendwo bei einem und für einen greifen kann ohne zu kurz zu fassen. Auch hierbei ist der ruhige und in sich gekehrte Geist oft Vorbedingung.
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